Welche der Schwalinger Höfe sind die 10 Urhöfe ?
Pastor Wilhelm Wittkopf benennt die 10 Urhöfe in Schwalingen 1897 in seiner
‚Geschichte des Kirchspiels Neuenkirchen. Leider nennt er nicht die Quellen, aus
denen er die Erkenntnisse gewonnen hat. Aber die Richtigkeit seiner Angaben ist
durch Untersuchungen namhafter Historiker und Siedlungsforscher bestätigt
worden.
Anhand der „Schwalinger Verkoppelungskarte“ von 1840 ist es Siedlungsforschern
gelungen festzustellen, dass die Besitzer der Ackerstreifen auf den Schwalinger
Kernfluren, den drei Eschen „Das Osterfeld“, „Das Suhrfeld“ und „Das Westerfeld“,
also dem ältesten Ackerland des Dorfes, in einer immer wiederkehrenden Reihen-
folge erscheinen. Es sind hier fast nur die Vollhöfner und Halbhöfner als Besitzer
vertreten, die als „Interessenten“ an dem Verkoppelungsverfahren teilnehmen.
Bei den Halbhöfnern ist es so noch möglich, die Zusammengehörigkeit von jeweils
zwei Besitzstreifen zu erkennen und damit auf die Teilung eines alten Voll- oder
Urhofes zu schließen. Die Ackerstreifen der Vollhöfner haben die ursprüngliche,
d.h. doppelte Breite der Halbhöfner-Streifen. Auch in später kultiviertem
Ackerland ist der Besitz der Parzellen in dieser ursprünglichen Reihenfolge
vergeben.
Die Siedlungsforscher kommen zu dem Schluss, dass diese immer wiederkeh-
renden Besitzer-Reihenfolgen zu kompliziert sind, um allein durch immer wieder-
holte Teilung erklärt zu werden. Sie nehmen daher an, dass die Kernfluren, die 3
Esche und das ältere Ackerland, unter den bei ihrer Urbarmachung beteiligten
Besitzern von vornherein genossenschaftlich aufgeteilt wurden - und das könnte
im 9.Jahrhundert gewesen sein, also vor über 1000 Jahren.
In der Schwalinger Verkoppelung Mitte des 19.Jahrunderts wurde der Eigentümer
jeder Ackerparzelle der Schwalinger Gemarkung durch Zuordnung eines Buch-
stabens kenntlich gemacht. Die Auswertung der immer wiederkehrenden Besitzer-
reihenfolge der Ackerstreifen der Schwalinger Kernfluren in der Zeit vor der Ver-
koppelung anhand dieser „Besitzer-Buchstaben“ lässt die 10 Schwalinger Urhöfe
erkennen. Sie decken sich mit denen, die Pastor Wilhelm Wittkopf aufführt.
Bei den Vollhöfen a, b und c ist die ursprüngliche Breite der Ackerstreifen erhal-
ten. Bei Teilung der 7 anderen Urhöfe im Mittelalter entstanden die halb so breiten
Ackerstreifen der 14 Schwalinger Halbhöfe. Die immer gleich bleibende und
wiederkehrende benachbarte Lage von je 2 Halbhöfen zeigt ihre ehemalige
Zusammengehörigkeit in einem Urhof an.
Zwei der drei ursprünglichen Vollhöfe bestehen noch heute: Die Vollhöfe “Kain
und “Schnier”. Der Vollhof “Böhlen” ist untergegangen. Von den aus der Teilung
der anderen 7 Vollhöfe entstandenen 14 Halbhöfen ist im Laufe der Zeit 1 Hof
untergegangen (”Johms”) und zwei Höfe sind zerschlagen worden (”Eggers”,
”Lümas”) - ihre großen Hallenhäuser sind aber noch heute erhalten.
Das Stift Verden auf einer Karte aus dem Jahre 1590
Urhof 1 = i + g = Halbhöfe Greven und Cohrs
Urhof 2 = q +d = Halbhöfe Reuers und Fintelmann
Urhof 3 = c = Vollhof Schnier
Urhof 4 = f + m = Halbhöfe Tieten und Schwieten
Urhof 5 = b = Vollhof Böhlen
Urhof 6 = e + k = Halbhöfe Tönners und Schmeers
Urhof 7 = a = Vollhof Kain
Urhof 8 = l + r = Halbhöfe Hinz und Peetz
Urhof 9 = o + n = Halbhöfe Baden und Eggers
Urhof 10= h + p = Halbhöfe Johms und Lümas
Besitzerfolge auf den Schwalinger Kernfluren bis Mitte des 19.Jahrhunderts.
(Beispiel aus der Schwalinger Verkoppelungskarte von 1840)
Die Urhöfe
im Heidedorf Schwalingen