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Seit der Gründung des ersten Schwalinger Schulhauses um 1760 ist das Dorf Schwalingen an Höfen und Menschen stark gewachsen. Statt damals etwa 160 Menschen leben nun, zu Beginn der 1830er Jahre, um 300 Schwalinger im Dorf. Und die damals 18 Hof- und Feuerstellen haben sich inzwischen mit 35 fast verdoppelt. Weitere kommen ständig hinzu - die Zeit der Gemeinheitsteilung und Verkoppelung und damit der Aufschwung ist nun auch in Schwalingen angekommen. Die alte, kleine Schulkate hat ausgedient. Sie ist mit ihren an die 80 Jahren wohl auch nicht mehr in bestem Zustand, auf jeden Fall aber für die vielen Kinder in schulpflichtigem Alter viel zu klein geworden: 50 Schulkinder sind beim Küster in Neuenkirchen für die Nebenschule zu Schwalingen registriert. Die Dorfschaft beschließt, ein neues und größeres Schulhaus ganz in der Nähe der alten Kate zu bauen: heute Schwalingen No.19 "Schlachterhus". Die alte Schulkate aber wird im Jahre 1830 von der Dorfschaft Schwalingen verkauft und der Platz, auf dem sie steht, mit Genehmigung des Grundherrn als Anbauerei eingerichtet. Johann Hinrich Hoops erwirbt die Kate und wird vom Grundherrn mit der Hofstelle als erster Anbauer an diesem Platz bemeiert. Die Schwalinger geben der neuen Anbauerstelle zunächst den Namen “Ole School”, woraus später dann das bleibende “Schoolhus” wird. Johann Hinrich Hoops ist im Oktober 1798 geboren und Sohn eines Häuslings aus dem Nachbardorf Tewel. Seit 1824 ist er mit der 2 Jahre älteren Anne Marie Möhrmann verheiratet, Tochter eines Häuslings zu Schwalingen. In den ersten Jahren ihrer Ehe leben sie in Tewel. Hier kommt auch die älteste Tochter Anna Maria im September 1824 zur Welt. Im Jahre 1830 zieht also die Familie von Johann Hinrich Hoops ins Nachbardorf Schwalingen. Die kleine Anbauerstelle "Schoolhus" ist nun das Zuhause und Existenzgrundlage für ihre Familie. 5 weitere Kinder werden hier geboren: weitere 3 Mädchen und 2 Jungen. Ein Junge stirbt mit knapp 1 Jahr, der letzte Junge kommt erst in späten Jahren der Ehe zur Welt. Um die Platzverhältnisse zu verbessern, vergrößert Johann Hinrich Hoops in den folgenden Jahren die alte Schulkate. Waren die alten Außenmaße 11,4m Länge und 8,5m Breite, so bietet sie ab 1837 mehr Platz auf (42 x 39 Hann.Fuß) 12,3m Länge und 11,4m Breite. Er erhöht auch bei der Bremen-Verdenschen Brandcasse die Brandversicherung für sein Wohnhaus auf einen Bauwert von 200 Thalern. Der Grundbesitz der Anbauerstelle “Schoolhus” umfasst nur 1 Morgen Land direkt an der Hofstelle. Der Viehbestand besteht zu Beginn der 1840er Jahre aus 2 Schafen. Da seine Hofstelle "Schoolhus" die Anbauerqualität hat, ist Johann Hinrich Hoops berechtigt, als Interessent an der Schwalinger Gemeinheitsteilung und Verkoppelung teilzunehmen. Durch die Gemeinheitsteilung vergrößert sich sein Grundbesitz erheblich: Von 1 Morgen Land auf 4 Morgen bzw. 1 Hektar. Ende der 1850er Jahre hat Johann Hinrich Hoops seinen Grundbesitz auf 6 Morgen oder 1,5 Hektar erweitert: 3 Morgen “Auf dem Leisch” und eben so viel auf dem “Loh”. Im Januar 1854 stirbt Johann Hinrich Hoops im Alter von erst 55 Jahren. Er hinterlässt seine Witwe Anne Marie, geborenen Möhrmann, 58 Jahre alt mit ihren minderjährigen Kindern. Als Anerbin der Anbauerstelle “Schoolhus” ist die älteste Tochter Anna Maria bestimmt. Zwei Jahre später, im April 1856, heiratet die Anerbin Anna Maria Hoops. Sie ist zu der Zeit geboren, als die junge Familie Hoops noch in Tewel lebte. Nun, 31 Jahre alt, hat sie bereits 2 uneheliche Kinder. Ihr Bräutigam ist der 27jährige Johann Christoph Cordes, Sohn des Schwalinger Häuslings Johann Dietrich Cordes. Sein Onkel Cord Hinrich Cordes ist Besitzer der Anbauerstelle Schwalingen No.16 (von den Schwalingern heute nach einem späteren Besitzer: ”Wehrhoff” genannt). Johann Christoph Cordes zieht zu Ehefrau und Schwiegermutter auf die Anbauerstelle “Schoolhus”. Die Ehe bleibt kinderlos. Johann Hinrich Hoops ist im August 1857 bereits mehr als 3 Jahre verstorben, als seine Anbauerstelle "Schoolhus" bei dem Großen Schwalinger Brand ein Raub der Flammen wird, es brennt bis auf die Grundmauern nieder. So werden seine Witwe Anne Marie, geborene Möhrmann, Erbin Tochter Anna Maria und Schwiegersohn Johann Christoph Cordes durch den Brand obdachlos. In dieser Not hilft die Brandversicherung bei der Bremen-Verdenschen Brandcasse. Nach Abschluss der amtlichen Branduntersuchungen durch den Schneverdinger Amtsvogt Stuckenschmidt und die Sachverständigen wird die Versicherungssumme von 200 Thalern an die Witwe Hoops ausbezahlt. Ein neues Wohnhaus wird auf der Anbauerstelle "Schoolhus" errichtet, 13,3m lang und 9,3 m breit. In späteren Jahren kommt an der östlichen Giebelseite noch ein Anbau hinzu, um mehr Platz zu schaffen, 3,6m lang und 2,9m breit. Das ganze Wohnhaus hat nun einen Bauwert von 500 Thalern und wird entsprechend gegen Brand versichert. Johann Christoph Cordes wird krank. Er stirbt im April 1859, drei Jahre nach seiner Hochzeit mit Anna Maria Hoops, im Alter von 30 Jahren an Schwindsucht. Seine Witwe Anna Maria und ihre Mutter Anne Marie, geborene Möhrmann, führen die kleine Landwirtschaft der Anbauerstelle "Schoolhus" in den nächsten Jahren allein weiter. Im Mai 1861 steht der Schwalinger Häusling Hans Hinrich Rathje mit seinen noch unmündigen Kindern am Grab seiner eben im 48sten Lebensjahr verstorbenen Ehefrau Cathrine Margreth. Sie ist eine geborene Behnemann vom Schwalinger Halbhof “Peetz”.
Vielleicht ist es die Notwendigkeit, seine Kinder versorgt zu wissen, die den Witwer Hans Hinrich Rathje mit der Witwe Anna Maria Cordes, geborene Hoops von der Anbauerstelle “Schoolhus” zusammenbringt. Vielleicht war es der Witwe Cordes auch gelegen, sich mit dem Witwer Hans Hinrich Rathje zusammen zu tun, um die Landwirtschaft ihrer Anbauerstelle mit männlicher Unterstützung fortführen zu können. Jedenfalls heiraten die beiden im Januar 1863 in der Kirche St.Bartholomäus zu Neuenkirchen. Hans Hinrich Rathje ist nun 49 Jahre alt, Maria Anna Hoops, verwitwete Cordes, ist 10 Jahre jünger, 39 Jahre alt. In den folgenden 30 Jahren ist Hans Hinrich Rathje Hauswirt auf der Anbauerstelle "Schoolhus". Im Februar 1894 stirbt er im Alter von 79 Jahren. Seine Anbauerstelle bekommt einen neuen Besitzer: Friedrich CHRISTOPH Baden. Friedrich CHRISTOPH Baden ist 39 Jahre alt und unverheiratet. Mit seinen Eltern lebte er zuvor als Häusling in Schwalingen. Nun konnte er sich mit dem Erwerb der Anbauer- stelle "Schoolhus" selbständig machen. Es soll für nur wenige Jahre sein. Gemeinsam mit seinen schon betagten Eltern HINRICH Christoph Baden und Maria ENGEL, geborenen Heuer aus Leverdingen, bewirtschaftet Friedrich CHRISTOPH die kleine Hofstelle. Sie sind mit der früheren Wirtsfamilie Baden vom Schwalinger Halbhof "Tieten" verwandt: Vater HINRICH Christoph kam dort im Jahre 1822 als nachgeborener Sohn aus 2.Ehe zur Welt. Im November 1899 stirbt Maria ENGEL Baden, geborene Heuer. Sie wurde 78 Jahre alt. Weitere 2 Jahre später trifft die Anbauerstelle "Schoolhus" ein schwerer Schicksalsschlag: Am 3.Oktober des Jahres 1901 findet Vater HINRICH Christoph Baden seinen Sohn und Erben Friedrich CHRISTOPH morgens um halb acht Uhr tot im Ziegenstall liegen - 45 Jahre alt. HINRICH Christoph Baden überlebt diesen Schicksalsschlag um zwei Jahre. Im März 1903 stirbt er im Alter von 81 Jahren als Altenteiler auf seiner Anbauerstelle "Schoolhus" zu Schwalingen No.22. Im November desselben Jahres 1903 wird die Anbauerstelle "Schoolhus" auf einer Auktion des Schwalinger Auktionators und Preußischen Gemeinde- vorstehers Wilhelm Witte (Anbauerstelle "Schün”) meistbietend verkauft. Sie wird von dem Müller HERMANN Heinrich Friedrich Söhnholz erworben. Die Familie von HERMANN Heinrich Friedrich Söhnholz stammt aus Müden. Er selber wurde aber im November 1871 auf der Schwalinger Neubauerstelle Haus-No.33, "Steinke-Hof", geboren, als diese für einige Jahre im Besitz seines Vaters Johann Friedrich Söhnholz war (siehe Hofgeschichte "Steinke-Hof", Schwalingen No.33). Wie die Anbauerstelle "Schoolhus" zu Schwalingen No.22 nach dem Besitzwechsel in die Familie Söhnholz in den folgenden Jahren und Jahrzehnten einen Aufschwung erfährt und in über 110 Jahren zu ihrem Zuhause bis in die heutigen Tage wird, das erzählt ein weiteres Kapitel ihrer Hofgeschichte. Aufgeschrieben hat die “Geschichte der Familie Söhnholz auf der Anbauerstelle Schoolhus” der Enkel von HERMANN Heinrich Friedrich Söhnholz: Herbert Söhnholz. wird im 3.Teil fortgesetzt (in Vorbereitung)
Die Wirtefolge der Schule, später Anbauerstelle “Schoolhus”: ~ 1755 - 1763 Hinrich Christopher Schröder *1700 +1763, Schulmeister 1763 - 1788 Hinrich Christoph Brüggemann +1788, Schulmeister 1788 - 1828 Hinrich Christopher Hoops *1767 +1828, Schulmeister 1828 - 1829 Hans Christopher Hoops *1807 - , Schulmeister 1830 - 1854 Johann Hinrich Hoops *1798 +1854, Anbauer 1854 - 1856 Wwe.Marie Anne Hoops geb.Möhrmann *1796 +1867 1856 - 1859 Johann Christoph Cordes *1828 +1859, Anbauer 1859 - 1863 Wwe. Anna Maria Cordes, geb.Hoops *1824 + 1863 - 1894 Hans Hinrich Rathje *1814 +1894 , Anbauer 1894 - 1901 Friedrich Christoph Baden, Anbauer - 1903 Hinrich Christoph Baden, Altenteiler 1903 - HERMANN Heinrich Friedrich Söhnholz *1871 +1949, Müller, Anbauer Hermann Söhnholz *1909 +1972 Herbert Söhnholz *1946
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Ausgedient.
Lage der Schulkate, später Anbauerstelle “Schoolhus” zu Schwalingen um das Jahr 1840.
Die Schule wird zur Anbauerei.
Vergrößerung und Erbfolge.
Schicksalsschläge.
Geteiltes Leid.
Eine neue Zeit.
Lage der Anbauerstelle “Schoolhus” zu Schwalingen um das Jahr 1870.
Lage der Anbauerstelle “Schoolhus” zu Schwalingen um das Jahr 1895.
Für wenige Jahre.
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Die Anbauerstelle ‘Schoolhus’ im Heidedorf Schwalingen
- 2020